Samstag, 29. November 2008

Shoes make the man

Jim Rickey

Ihr lasst die Verabredung mit Eurer Lady sausen, weil soeben der neue Puma AMQ Spine Mid Velcro in die Läden gekommen ist? Die Verkäuferin kennt schon Euren Namen, weil Ihr alle drei Tage aufkreuzt, um sie zu fragen, wann sie endlich die Edel-Hightops von Jim Rickey in Eurer Größe bekommt? Und: der bloße Anblick eines einsamen Swear-Exemplars ohne Besitzer weckt in Euch einen ur-virilen Schutzinstinkt, der flüstert: Nimm sie mit!!

Könnt Ihr diese Fragen mit Ja beantworten? Dann habe ich eine gute Nachricht für Euch: Wahrscheinlich seid Ihr erfolgreiche Werber, leitende Architekten, Was-zu-sagen-habende-Regisseure oder Inhaber Eurer eigenen Firma. Wie auch immer, Ihr seid Boss. Das zumindest hat Reuters herausgefunden: „people who buy more than three pairs of sneakers a year are 61 percent more likely to have the qualities of a modern leader”, heißt es da.

Die Studie wurde von Mindset Media durchgeführt. Und die bescheinigen Euch Durchsetzungsvermögen und Spontanität, Ideenreichtum und Visionen. Kurz gesagt, Sneaker-Addicts sind “more likely to fly by the seat of their pants.” (Was immer das heißen mag). Na, wenn das mal keine Legitimation für einen kleinen Schuh-Post ist…

Creative Recreation


Definitiv sehr frisches Schuhwerk aus Kalifornien. Die Sneakerfans der Westküste erfreuen sich schon seit vier Jahren an den schicken Tretern. Jetzt endlich kommen sie auch zu uns. 50 verschiedene Modelle für Männer hält die aktuelle Kollektion bereit. In Kalbsleder, Mohair oder Straußenleder, mit breiter oder schmaler Leiste, als High- oder Lowtop könnt Ihr zwischen einigen Styles wählen.
Gut, mit Understatement haben die auffälligen Premium-Sneakers nicht viel zutun:




Very Westcoast eben. Mir gefällt der zweite Clip da wesentlich besser:




Was Euch noch interessieren dürfte: Jedes Modell wird in begrenzter Stückzahl gefertigt (jeweils 500 Paar für die USA und Europa).

Ich rate Euch zu den Modellen Select, Prime oder Superiore – bei denen ist auch das Innenfutter aus Kalbsleder. Eure Füße werden’s Euch danken. Zum Label geht‘s hier.

Refined by Bobbie Burns

Weil sich nicht jeder gern mit Champagner begießt - hier was für alle, die lieber im Takt der Snaredrum mit dem Beat gehen. Und dabei an 'nem kühlen Bier nippen. Wärmste Empfehlung aus Skandinavien: Refined by Bobbie Burns.

Sind zwar keine Sneaker. Dafür aber umso verrockter, was sich die Schweden Henrik Larsson and Patrik Lakso da ausgedacht haben. Meine Favoriten:




Johnny





Buschetta

Swear

Was ich an Labels wie Swear immer wieder schön finde, ist die Nähe zur Musik.
Am 13. November traten in Soho/London anlässlich der Greatest Hits Collection des Labels junge Rockbands wie Stricken City, Dear Thief und Comanechi auf.
Wenn Ihr nicht dort gewesen seid, solltet Ihr zumindest einen Blick auf die Schuhe werfen. Die Models aus der Kampagne sind natürlich alle Musiker. Von Mattia Zoppellaro in sehr schönem Backstage-Ambiente umgesetzt:




images via Jim Rickey, Creative Recreation, Refined by Bobbie Burns, Loop-Magazin.de


Goldstück


Blogger trinken Dosenbier. Keinen Champagner. Zumindest, wenn man Johannes Thumfart glauben will. Ich selbst mag ja kein Bier. Aber vielleicht kommt das noch, wenn ich erst einmal länger dabei bin. Wie dem auch sei – ob Blogger oder nicht, auf dieses Schmuckstück solltet Ihr in jedem Fall einen Blick werfen.

So simpel die Idee, so genial und wunderschön das Ergebnis. Diese Kette ist der Ritterschlag für all die Dosenbiere, die zu Unrecht in schmierigen Bordsteinrinnen ihr Leben lassen mussten. Eine würdige Ehrenrettung an das Getränkebehältnis moderner Stadtnomaden und Rockmusikliebhaber.

Allerdings sind Projekte von solch caritativem Wert nicht ganz billig.

528 Öcken (Dollar) müsst Ihr schon hinlegen.

Aber sei’s drum. Hier geht es schließlich um einen guten Zweck.

Kette von Alex und Chloe, über Forward by Revolve
images via Forward by Revolve

Freitag, 28. November 2008

Der Mann-Mann #2

Rein äußerlich besitzt Scott Matthew genau soviel Naturburschenhaftigkeit wie die Herren Lee, Lewis, Jennings und Petit-Jean (siehe: Der Mann-Mann).
Rein äußerlich.
Sobald er aber den ersten Ton anstimmt, verliert er seine Bodenhaftung -im positivsten Sinne.

Scheinbar schwerelos gleitet er dann von graumelliertem Kammerfolk in wehmütiges Falsett hinüber und wieder zurück.
Ihm zuzuhören ist, wie in einem Kokon durch den Kosmos zu schweben - ohne ein Gefühl für Raum und Zeit - nur mit der ruhigen Gewissheit, Teil eines unfassbar großen Ganzen zu sein.
Wo hat der Junge das bloß gelernt?



Auch wenn ich es nicht für gut heiße, dass er inzwischen mit Buttons und T-Shirts vermarktet wird - seine Stimme ist und bleibt einzigartig.
Fürs Fest hat Scott eine auf 1000 Stück limitierte Weihnachtssingle mit drei Songs aufgenommen. Leider im Netz nicht zu kriegen...
Muss ich haben.
Mal gespannt, wie's klingt...

Der Mann-Mann #1

Ich beginne mal mit einer etwas größeren Geschichte.
Dieses Foto - ja, es ist schon ein Weilchen her - hat mich nachdenklich gestimmt:

via models.com

Zum einen, weil ich nie gedacht hätte, dass Rei Kawakubo sich kommerzialisieren ließe. Zum anderen durch Cartwright Lee.

Ich meine, er passt fabelhaft zur Kollektion: Zerzauste Locken, Fünf-Tage-Bart, verwegene Fuck-Off-Mine. Das alles sagt: Ich bin anders. Genau wie Kawakubos dekonstruierte Mode. Allerdings sind wir einen Kerl wie ihn von H&M nicht gewöhnt. Bubis, Jungs, bestenfalls junge Männer, okay. Aber einer wie Lee? Der wilde, aggressive Blick und ein urviriles Funkeln in den Augen unterscheiden ihn gewaltig von seinen feinporigen, rehäugigen Mitstreitern.

Stellt sich die Frage: Wenn schon H&M so tief in die Testosteron-Trickkiste greift – sollten wir uns dann alle mal Gedanken über Stoppeln, längere Haare und unrasierte Achseln machen? Gibt es einen neuen Mann-Mann?

Fakt ist: In einschlägigen Magazinen – auf Blogs sowieso – hält er schon lange Einzug. Und spätestens jetzt ist der Archetyp des „echten“ Kerls im Mainstream angelangt. So zumindest meine These.

Kennt Ihr diesen Mann?

Numéro Homme, fall 2006

Nein, Yves ist -Gott hab ihn selig -nicht auferstanden. Gestatten, Patrick Petit-Jean.

cover of 10, fall 2008

GQ Style editorial, spring 2008


GQ Style editorial, spring 2008



10 editorial, fall 2008

Er und seine Kollegen Will Lewis und James Jennings sind aus den Editorials nicht mehr wegzudenken.


Will Lewis for The New York Times Thursday Style section


James Jennings for German GQ Style, fall 2008

Sie tragen dichten, vollen Bart. Wie war das noch? „Beim Vollbart kommt selbst die größte Emanze nicht mit.“ George Hamilton weiß, wovon er spricht. Wenn Ihr Euch also emanzipieren wollt: Schmeißt einfach Euren Rasierer weg.

Bart + Volumen = Mann?

Natürlich gibt es sie noch immer: Die androgynen Bübchen, die mit Hühnerbrust und verwuschelten Haarsträhnen unschuldig aus ihren stahlblauen Augen blinzeln und dabei wie zufällig in ihre Dior-Homme-Jeans greifen - in der sie noch immer einen Daumenbreit Platz haben.

In vielen neuen Kollektionen haben aber auch Jungs mit Normal-BMI wieder Platz. Und seit Kris van Assche das Ruder bei Dior übernommen hat, ist auch dort nichts mehr sooo slim, wie es mal war. Volumen statt Röhre – Begleiterscheinung der Männer-mit-Bart-Tendenz?

Nicht unbedingt. Die Röhre ist nicht auf einmal tot. Und genauso wenig werfen plötzlich alle Männer ihren Rasierer über Bord. Außerdem setzen Männer mit Bart und Slim-Look ja auch spannende Kontraste, siehe Olivier Zahm von Purple:

Allerdings setzen einige Designer in ihren Silhouetten inzwischen einen Kontrapunkt zum androgynen Look. Allen voran Adam Kimmel, Liebling der US-Avantgarde. Er steht seit Beginn seines Schaffens für lässige Hosenweiten und bequeme Oberteile. Seine Mode ist unangestrengt, pragmatisch. Ungeschminkt wie das Männerbild der 40er und 50er Jahre. Naheliegend, dass er dafür dann Künstler wie George Herms in seinen Klamotten ablichtet:

An einem Hedi-Boy sähen seine groben Baumwollstoffe auch irgendwie deplatziert aus. Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was Adam (er selbst ist übrigens Vollbartträger) so zaubert, seht ihr hier:

via men.style.com

Wunderbar umgesetzt wird das Ganze auch beim britischen Label Soar. Überweite Hosenbeine und bequem geschnittene Sakkos für richtig viel Bewegungsfreiheit. Sehr erfrischend. Mein Lieblingsteil: Die Clochardhose aus der Winterkollektion

Clochard-Look via soar-london.com

Auch bei Bottega Veneta hat sich einiges getan. Die aktuelle Herbst-Winter-Kollektion ist inspiriert von Männern aus der Arbeiterklasse, die August Sander Anfang des 20. Jahrhunderts vor die Linse bekam.
Hier mal zwei Vergleiche:









































Verblüffende Ähnlichkeit. Und: Sehr maskulin.

Wie dem auch sei. Für alle, die noch nicht bereit sind, sich von ihrem androgynen Alter Ego zu verabschieden: Keine Sorge, niemand muss mit Karl Marx-Bart rumlaufen, wenn er nicht will.
C-3PO geht auch. Siehe Balenciaga:


Balenciaga A/W 2008
via balenciaga.com

Um nochmal auf die Gesichtsbehaarung zu sprechen zu kommen:
Gerade jetzt zur Weihachtszeit hat so ein Bart doch auch was Sinnstiftendes, findet Ihr nicht?
Unter diesem Link findet Ihr jedenfalls tolle Stylingtipps fürs Weihnachtsfest ;)
further images via nymag.com, redmodelsnyc.blogspot.com, German GQ Style, fall/winter issue 08

Herren-Gedeck




Mein eigener Blog.
Es kann losgehen…
Ich starte mit einem kleinen Vorgeschmack.
Ab Mitte Dezember gibt’s hier regelmäßig Neues.
Bis dahin erstmal: Diplomarbeit.
Drückt mir die Daumen!