Posts mit dem Label Adam Kimmel werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Adam Kimmel werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Freitag, 6. März 2009

Kimmel + Benan = New Men-Era



Adam Kimmel, F/W 09








Umit Benan, F/W 09








Ich muss zugeben, ich bin ein Fan von Adam Kimmel. Als wir uns noch an streichholzbeinigen Hedi-Boys ergötzten, die trotz eines BMIs weit unter Null nicht müde wurden, über die Laufstege zu staksen, wandte er sich schon echten Männern zu. Männern mit Vollbart. Mit Haaren auf der Brust. Statt in XXXL-Oversized-Pullis und in XXXS-Ultra-Slim-Röhren, steckte er sie in ganz und gar un-androgyne Stoffhosen. Schneiderte ihnen pragmatischen Frottee und herrlich unprätentiöse Jumpsuits auf den Leib…

Jetzt scheint es, als hätte Kimmel einen neuen Verbündeten gefunden. Einen, der seine Models vor den gleichen weißen Hintergrund stellt. Der sie in ebenso banaler „Stell-Dich-mal-vor-wie Wand-und-sei-wie-Du-bist-Manier“ ablichtet. Jemanden, der reife Vollbartträger androgynen Models vorzieht. Besonders innovativ wirkt es erst einmal nicht, dass das Lookbook des in Deutschland geborenen Designers Umit Benan derart viele Parallelen zu Kimmel aufweist. Allerdings entschied Benan sich nicht aus dem selben Grund für ein bärtiges Model, wie Kimmel für George Herms - er entschied sich für einen Mann mit Bart, um seine eigenen Erfahrungen als Vollbartträger so zu reflektieren.

Neue Wege bestreitet er mit seinem Lookbook in Kimmel-Ästhetik nicht. Mit seiner Kollektion schon: Feminine Elemente wie Rüschen und Leggings (und die sind ja so gar nicht Kimmel) stehen im Kontrast zu einer sehr sportiven Kollektion. Frei nach dem Motto „What you see is not what you get“ geben sich seine Entwürfe rougher als sie sind: Denn auf der Innenseite seiner lässigen Cardigans, Sakkos und Dufflecoats verbergen sich Kaschmir, Sea Island Cotton und Hahnentrittmuster. Damit zeigt Benan, wie viel Eleganz in einem vermeintlich ruppigen Vollbartträger steckt.

Adam Kimmel und Umit Benan: Der Pfad, den beide Designer unabhängig voneinander beschreiten, ist innovativer denn je. Denn beide propagieren ein neues Männerbild.
Ein Männerbild, das sich die Grundzüge des männlichen Archetypen zu eigen macht - und diesen mit einer subtilen, gänzlich uneitlen Eleganz ausstattet. Damit stehen die Beiden ganz weit vorn im Bataillon. Sie kämpfen dafür, den Mann des 21.Jahrhunderts auf einen neuen, zeitgemäßen Weg zu bringen.
Wir dürfen gespannt sein…


Mehr zu Kimmel gibt's hier und hier geht's zur Kollektion von Umit Benan.

Freitag, 28. November 2008

Der Mann-Mann #1

Ich beginne mal mit einer etwas größeren Geschichte.
Dieses Foto - ja, es ist schon ein Weilchen her - hat mich nachdenklich gestimmt:

via models.com

Zum einen, weil ich nie gedacht hätte, dass Rei Kawakubo sich kommerzialisieren ließe. Zum anderen durch Cartwright Lee.

Ich meine, er passt fabelhaft zur Kollektion: Zerzauste Locken, Fünf-Tage-Bart, verwegene Fuck-Off-Mine. Das alles sagt: Ich bin anders. Genau wie Kawakubos dekonstruierte Mode. Allerdings sind wir einen Kerl wie ihn von H&M nicht gewöhnt. Bubis, Jungs, bestenfalls junge Männer, okay. Aber einer wie Lee? Der wilde, aggressive Blick und ein urviriles Funkeln in den Augen unterscheiden ihn gewaltig von seinen feinporigen, rehäugigen Mitstreitern.

Stellt sich die Frage: Wenn schon H&M so tief in die Testosteron-Trickkiste greift – sollten wir uns dann alle mal Gedanken über Stoppeln, längere Haare und unrasierte Achseln machen? Gibt es einen neuen Mann-Mann?

Fakt ist: In einschlägigen Magazinen – auf Blogs sowieso – hält er schon lange Einzug. Und spätestens jetzt ist der Archetyp des „echten“ Kerls im Mainstream angelangt. So zumindest meine These.

Kennt Ihr diesen Mann?

Numéro Homme, fall 2006

Nein, Yves ist -Gott hab ihn selig -nicht auferstanden. Gestatten, Patrick Petit-Jean.

cover of 10, fall 2008

GQ Style editorial, spring 2008


GQ Style editorial, spring 2008



10 editorial, fall 2008

Er und seine Kollegen Will Lewis und James Jennings sind aus den Editorials nicht mehr wegzudenken.


Will Lewis for The New York Times Thursday Style section


James Jennings for German GQ Style, fall 2008

Sie tragen dichten, vollen Bart. Wie war das noch? „Beim Vollbart kommt selbst die größte Emanze nicht mit.“ George Hamilton weiß, wovon er spricht. Wenn Ihr Euch also emanzipieren wollt: Schmeißt einfach Euren Rasierer weg.

Bart + Volumen = Mann?

Natürlich gibt es sie noch immer: Die androgynen Bübchen, die mit Hühnerbrust und verwuschelten Haarsträhnen unschuldig aus ihren stahlblauen Augen blinzeln und dabei wie zufällig in ihre Dior-Homme-Jeans greifen - in der sie noch immer einen Daumenbreit Platz haben.

In vielen neuen Kollektionen haben aber auch Jungs mit Normal-BMI wieder Platz. Und seit Kris van Assche das Ruder bei Dior übernommen hat, ist auch dort nichts mehr sooo slim, wie es mal war. Volumen statt Röhre – Begleiterscheinung der Männer-mit-Bart-Tendenz?

Nicht unbedingt. Die Röhre ist nicht auf einmal tot. Und genauso wenig werfen plötzlich alle Männer ihren Rasierer über Bord. Außerdem setzen Männer mit Bart und Slim-Look ja auch spannende Kontraste, siehe Olivier Zahm von Purple:

Allerdings setzen einige Designer in ihren Silhouetten inzwischen einen Kontrapunkt zum androgynen Look. Allen voran Adam Kimmel, Liebling der US-Avantgarde. Er steht seit Beginn seines Schaffens für lässige Hosenweiten und bequeme Oberteile. Seine Mode ist unangestrengt, pragmatisch. Ungeschminkt wie das Männerbild der 40er und 50er Jahre. Naheliegend, dass er dafür dann Künstler wie George Herms in seinen Klamotten ablichtet:

An einem Hedi-Boy sähen seine groben Baumwollstoffe auch irgendwie deplatziert aus. Einen kleinen Vorgeschmack auf das, was Adam (er selbst ist übrigens Vollbartträger) so zaubert, seht ihr hier:

via men.style.com

Wunderbar umgesetzt wird das Ganze auch beim britischen Label Soar. Überweite Hosenbeine und bequem geschnittene Sakkos für richtig viel Bewegungsfreiheit. Sehr erfrischend. Mein Lieblingsteil: Die Clochardhose aus der Winterkollektion

Clochard-Look via soar-london.com

Auch bei Bottega Veneta hat sich einiges getan. Die aktuelle Herbst-Winter-Kollektion ist inspiriert von Männern aus der Arbeiterklasse, die August Sander Anfang des 20. Jahrhunderts vor die Linse bekam.
Hier mal zwei Vergleiche:









































Verblüffende Ähnlichkeit. Und: Sehr maskulin.

Wie dem auch sei. Für alle, die noch nicht bereit sind, sich von ihrem androgynen Alter Ego zu verabschieden: Keine Sorge, niemand muss mit Karl Marx-Bart rumlaufen, wenn er nicht will.
C-3PO geht auch. Siehe Balenciaga:


Balenciaga A/W 2008
via balenciaga.com

Um nochmal auf die Gesichtsbehaarung zu sprechen zu kommen:
Gerade jetzt zur Weihachtszeit hat so ein Bart doch auch was Sinnstiftendes, findet Ihr nicht?
Unter diesem Link findet Ihr jedenfalls tolle Stylingtipps fürs Weihnachtsfest ;)
further images via nymag.com, redmodelsnyc.blogspot.com, German GQ Style, fall/winter issue 08